Gut Garkau

Eintrag veröffentlicht am 28.10.2020

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Gut Garkau
Seestraße 7 C
23683 Scharbeutz

Erbaut: 1924–1926
Entwurf: Hugo Häring (1882–1958)
Geschütztes Baudenkmal:  ja

Status: drohende Gefährdung

Der Bauernhof bei Klingberg in Schleswig-Holstein gilt bis heute als das bedeutendste Beispiel für organisches Bauen und ist weltweit der einzige Kuhstall, der im Bauhaus-Stil errichtet wurde. Der heute leerstehende Bau sollte schon mehrmals abgerissen werden – doch als „Kulturdenkmal mit nationaler kultureller Bedeutung“ steht er unter Denkmalschutz und muss unbedingt erhalten werden.

Unterstützer: lokales Bürgerengagement

Foto: Genet

Gut Garkau wurde von 1924 bis 1926 nach Planungen des Bauhaus-Architekten Hugo Häring (1882–1958) erbaut und gilt als eines seiner meist beachteten Bauwerke. Der Wunsch des Bauherrn Otto Birtner bestand darin, mit der Errichtung von Gut Garkau auch in Deutschland neuartige landwirtschaftliche Methoden und Bauweisen zu etablieren.
Ursprünglich sollte das Gut als einheitliche Hofanlage gestaltet werden. Jedoch konnten nur der Kuhstall, die Scheune und der Geräteschuppen realisiert werden. Die Planungen zum Gutshaus, der Stallungen sowie der Dunglege fanden keine Umsetzung. Das Gebäude wurde als Ziegelbau mit einer vorgelagerten Holzverschalung und weißen Betonbändern im oberen Fassadendrittel errichtet. Die einzelnen Gebäudekörper bilden einen länglichen Hof aus und gliedern gleichzeitig den Außenbereich.

Foto: seier+seier

Die Scheune der Anlage gleicht dabei einem Kirchenschiff; ihr Dach ist in der sogenannten Zollinger-Bauweise konstruiert und besteht somit aus einem großen, stützenfreien Innenraum, der knapp 13 Meter hoch ist. Früher befanden sich dort die Getreidesilos. Der Kuhstall mit seinem birnenförmigen Grundriss befindet sich im Obergeschoss am nordwestlichen Ende des Hofes. Innen gab es Platz für einen Bullen, der frei im Zentrum der Anlage stand. Um ihn herum waren über 40 Milchkühe und einige Jungtiere um eine zentrale Futterstelle angeordnet.

An Gut Garkau zeigt sich erstmals, wie an einem Gebäude, das in der Formensprache moderner Architektur errichtet wurde, durch die landwirtschaftliche Nutzung neue formale Lösungen entstanden. Hier wurden innovative hygienische und betriebstechnische Standards, wie beispielsweise die neuartige Platzierung der Tiere im Kuhstall, entwickelt.
Dennoch wurde 1973 der Milchbetrieb eingestellt, da sich die kleine Herde an Kühen nicht mehr als wettbewerbsfähig und rentabel herausstellte. Die neue Bauweise erwies sich trotz aller Vorteile als zu starr. Der heute leerstehende Bau sollte schon mehrmals abgerissen werden, obwohl dieses einzigartige, international bedeutsame Gebäude als wichtiges Zeugnis der Moderne gilt. Als „Kulturdenkmal mit nationaler kultureller Bedeutung“ steht es unter Denkmalschutz und muss unbedingt erhalten werden. Das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein und die Eigentümer befinden sich momentan im Gespräch und denken über ein denkmalverträgliches Nutzungskonzept für Gut Garkau und seine weitere Zukunft nach.

Text: Ann-Kathrin Hartenbach
Redaktion: Iris Wenderholm

Oben: Foto: seier+seier