Alte Kirche St. Laurentius in Sommerau

Eintrag veröffentlicht am 25.05.2020

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Alte Kirche St. Laurentius
St.-Laurentius-Straße 2
63863 Eschau-Sommerau

Erbaut: 14. Jahrhundert
Geschütztes Baudenkmal: ja

Status:  drohende Gefährdung

Die im Kern gotische Kirche St. Laurentius in Sommerau hat eine herausragende Bedeutung für die Historie des Spessarts und der Mainregion. Sie ist kirchengeschichtlich überaus interessant. Seit 1989 leidet sie jedoch unter Leerstand. Eine Renovierung und künftige Nutzung beispielsweise als Kolumbarium gäben diesem Kleinod eine würdige Zukunft.

Unterstützer: lokales Bürgerengagement

Sommerau, Alte Kirche St. Laurentius. Foto: Otto Pfeifer

Sommerau im Spessart, heute ein Ortsteil der Marktgemeinde Eschau, liegt im Bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken, etwa 25 Kilometer südöstlich von Aschaffenburg. Sommerau und Eschau sind durch das Flüsschen Elsava getrennt, das etwa neun Kilometer nach Sommerau in den Main mündet. Bevor das Gebiet 1814 an Bayern kommt, gehört Sommerau zum Kurfürstentum Mainz. Die Herrschaft über das Dorf haben die Freiherrn von Fechenbach. Die Grafen von Erbach beherrschen das auf der anderen Seite der Elsava gelegene Eschau. Bis 1559 waren dort die Grafen von Rieneck die Ortsgrundherren, die sich um 1550 der Reformation anschlossen. Somit wurde die Elsava zum Grenzfluss zwischen der erzkatholischen Mainzer Pfarrei Sommerau und dem protestantischen Eschau.

Seit Anfang des 13. Jahrhunderts ist das ursprünglich aus dem Rheinland kommende, reichsfreie Geschlecht von Fechenbach urkundlich belegt. Die Fechenbacher werden im 13. Jahrhundert von Mainz mit Sommerau belehnt und bauen hier ihr Wasserschloss. Bis zum Reichsdeputationshauptschluss nehmen Mitglieder der Familie aus Sommerau und ihre Verwandten aus Laudenbach am Main, hohe Ämter in der kirchlichen und weltlichen Hierarchie von Kurmainz ein. Sie sind bei den letzten drei Kaiserkrönungen des Alten Reiches in verantwortlicher Position. Der bekannteste Fechenbacher ist der letzte Fürstbischof von Würzburg Georg Carl von Fechenbach.

Alte Kirche St. Laurentius, Bestandsaufnahme. Bild: Otto Pfeifer

Die Fechenbach zu Sommerau errichten, etwa um die Zeit der Pfarreigründung im Jahr 1330, die Kirche St. Laurentius. Im Inventar „Kunstdenkmäler von Bayern – Unterfranken – Bezirksamt Obernburg“ heißt es 1925: „Das Langhaus der Kirche ist im Kern gotisch, 14. Jahrhundert. Der Chor 15. bis 16. Jahrhundert. Die Kirche wurde um 1733 verändert. Der Chor hat ein Kreuzrippengewölbe und einen geraden Schluss und ist durch die Chorbogenmauer vom Langhaus getrennt. Die gekehlten Rippen ruhen auf Runddiensten, die ohne Sockel dem Boden entwachsen. Das Langhaus hat zwei Fensterachsen. Die Flachdecke mit Unterzug ist geometrisch gemustert mit profilierten Leisten. Am Chorhaupt ein gotisches Spitzbogenfenster; gerade Leibung, strenges Maßwerk mit Vierpass und Nasen. An der Westseite des Langhauses, neben dem ehemaligen außen liegenden Aufgang zur Empore befindet sich ein gotisches Spitzbogenfenster mit geschrägter Leibung. Die übrigen Fenster sind rundbogig. An Chor und Langhaus gekehltes Dachgesims, bei ersterem höher liegend. An der südlichen Außenseite des Langhauses die Jahreszahl 1733. Dachreiter mit Spitzhelm über vier Giebeln.“

Neue und Alte Kirche St. Laurentius. Foto: Otto Pfeifer

Anfang des 20. Jahrhunderts plant man eine Erweiterung der Kirche, entscheidet sich dann aber 1910 für einen Neubau. Der wird durch Spenden von Valentin Pfeifer, Zucker- und Motorenindustrieller (Pfeifer & Langen, Deutz-Gasmotoren-AG; Köln) und seine Familie, darunter auch Otto von Brentano di Tremezzo (Hessischer Minister, Vater von Adenauers Außenminister Heinrich von Brentano) ermöglicht. Die Familie Pfeifer tut dies im Andenken an ihren Vorfahren Valentin Pfeifer. Dieser war 1763 in Sommerau geboren und zum erfolgreichen Kaufmann und Reeder in Amsterdam geworden. Die alte Kirche wird nach der Errichtung der neuen Kirche als Jugendheim und Veranstaltungsraum genutzt. Seit 1989 ist das Gebäude leerstehend und dem Verfall preisgegeben.

Eine Umnutzung als Kolumbarium würde der Alten Kirche eine würdige neue Funktion geben, dies wäre auch kunsthistorisch-denkmalpflegerisch zu begrüßen. Durch das lokale Bürgerengagement wurden schon viele zuständige Stellen einbezogen, darunter auch das Bistum und die Landesdenkmalpflege. Nun bräuchte es den Willen, einen neuen kräftigen Impuls – und freilich etwas Geld, um die Ideen zum langfristigen Wohl der Alten Kirche umzusetzen. Eine echte Chance!

Text: Otto Pfeifer, Sommerau
Redaktion: Martin Bredenbeck

Oben: Sommerau, Alte Kirche St. Laurentius. Foto: Otto Pfeifer