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27.11.2020

Stellungnahme des Verbandes Deutscher Kunst­historiker e.V.

Seit dem 2. November 2020 sind Museen – wie andere Einrichtungen des kulturellen Bereichs auch – im Rahmen eines teilweisen Lockdown für den Publikumsverkehr geschlossen. Diese mit den Beschlüssen vom 25. November jetzt bis (mindestens) zum 20. Dezember verlängerte, bereits zweite Schließungsperiode im Jahr 2020 ist für die Museen eine einschneidende Maßnahme.

Selbstverständlich gilt dem Gesundheitsschutz und der Bekämpfung der Pandemie durch die Reduzierung der sozialen Kontakte absolute Priorität. Ebenso selbstverständlich müssen und wollen die Institutionen der Kunst und der Kultur sowie die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Beitrag zu diesen herausfordernden Aufgaben leisten.

Es ist nachvollziehbar, dass auf politischer Ebene Entscheidungen rasch zu erfolgen haben und zugleich für das Abwägen der Maßnahmen nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Dennoch fällt es schwer, die Ende Oktober getroffene und nun bestätigte Differenzierung zu verstehen, die zwischen dem Einzelhandel auf der einen und Museen auf der anderen Seite vorgenommen wurde. Mit Recht wurde von verschiedener Seite vorgetragen, wie aufwändig, zielführend und erfolgreich der Hygieneschutz in den Museen eingerichtet wurde. Museen dürften zu den sichersten Orten überhaupt zählen – die Einhaltung der Abstandsregeln ist gut zu gewährleisten, die Leitung und Begrenzung des Publikumsverkehrs sind eingeübt, die Räume oft groß und bestens belüftet. Es ist kein Fall bekannt, wo ein Museum zu einem Hotspot geworden wäre.
Zu bedenken ist weiterhin: Bezieht sich der Lockdown zwar „nur“ auf den Publikumsbetrieb der Institutionen, so sind mit diesem dennoch zentrale Abteilungen der Museen stark betroffen – so etwa das Veranstaltungswesen und die Kunstvermittlung. Beides sind traditionell Bereiche, die vielerorts durch freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getragen werden, die nun nicht mehr arbeiten können. Der Verband Deutscher Kunsthistoriker appelliert dringend an die politischen Entscheidungsträger, allen diesen Beschäftigten – analog zu den anderen Berufsgruppen und Wirtschaftszweigen gewährten Kompensationen – tatsächlich wirksame Unterstützung für die jetzt schon bestehenden und langfristigen Einbußen zukommen zu lassen.

Für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit hohem Einsatz in oder für die Institutionen tätig sind, ist es wichtig hervorzuheben, dass Museen auch Orte der Unterhaltung und der Freizeitgestaltung, aber selbstverständlich viel mehr sind: Museen sind seit jeher und stets zunehmend Bildungseinrichtungen für viele unterschiedliche Zielgruppen. Museen sind Forschungseinrichtungen, die die ihnen anvertrauten Objekte erschließen, bearbeiten und publizieren. Museen sind Wissensspeicher und Archen, die die Zeugnisse der Menschheits-, Kunst- und Kulturgeschichte für alle kommenden Generationen bewahren und erhalten: allesamt wichtige Aufgaben mit gesamtgesellschaftlicher Bedeutung.

Der Verband Deutscher Kunsthistoriker erwartet daher, dass bei künftigen Beratungen der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder über Maßnahmen zur Pandemieeindämmung der gesellschaftlichen, kulturellen und das Kulturerbe bewahrenden Bedeutung der Museen stärkere Beachtung geschenkt wird. Auch die schwierige Situation der in den Museen arbeitenden sowie besonders der freiberuflich für die Museen tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss dabei besondere Berücksichtigung erfahren.

Der Vorstand des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker e.V.